Zum zweiten Mal halte ich ein Interrailticket in der Hand. Zum ersten Mal ein „Unlimited-Ticket“ für 22 Tage; nahezu ganz Europa liegt mir in Schienen und Zügen zu Füßen. Wohin man damit überall fahren könnte: An die nördlichsten Zipfel von Norwegen, mit Zug oder Fähre nach Griechenland oder bis an die türkisch-afghanische Grenze. Doch wir haben uns eher für die klassischen Interrail-Länder entschieden und die Länder Frankreich, Spanien und Portugal auf die Zielliste gesetzt.
Da ich leider auch nach längerer Suche im Freundes und Bekanntenkreis keinen Mitfahrer gefunden habe, suchte ich online weiter. Schnell wurde ich auf die Website bzw. das Forum joinmytrip.com aufmerksam. Die Seite bzw. das Forum schien ideal, da jede Menge Anfragen für Interrail oder Backpacker-Touren, von Menschen in meinem Alter (24) vorhanden waren.
Meinen ursprünglichen Plan, von Frankfurt nach Istanbul zu fahren, gab ich leider auf, da sich kaum jemand für diese Strecke zu interessieren schien (wird aber definitiv nachgeholt). Aber auch für Westeuropa habe ich noch einige Wochen suchen müssen (Tipp: Öffentliche Antworten werden nur selten beantwortet; dagegen erhielt ich auf fast jede direkte Nachricht eine Rückmeldung). Oft haben zwar die Vorstellungen und ungefähren Ziele gepasst, aber es scheiterte an unterschiedlichen Terminen. Nach längerer Suche, fand ich Fabi (oder Fabi mich) und nach einem längeren Telefongespräch waren wir uns beide einig, zusammen auf Tour zu gehen. Routen wurden abgestimmt, erste Hostels gebucht und Tickets organisiert.
Für knapp 3 Wochen geht es nun für mich im Hochsommer, sprich August 2012, durch den Süden Europas; begleitet von Fabi, der sich die volle Dröhnung gibt und noch eine weitere Woche dranhängt. Wir wollen in Frankfurt starten und die neue Direktverbindung nach Marseille nutzen. Von Marseille nach Barcelona, weiter ins beschauliche Tarragona, dann nach Granada, Cordoba und Sevilla. In Portugal möchten wir nach Lissabon und Porto. Dann müssen wir umkehren, viel tiefer können wir ja nicht in den Westen vordringen. Daher folgen nun Madrid und Paris. Dort trennen wir uns, für mich heißt es nun zurück nach Deutschland, während Fabi sich noch weiter in Frankreich herumtreiben will. So der Plan vor Abreise.
Tag 1, 7.8. Dienstag – Frankfurt -> Marseille
Ticket: vorab bei TGV gekauft für 59€, 1. Klasse(3 Wochen vorher)
Unterkunft: http://www.hihostels.com/dba/hostels-Jugendherbergen-Marseille—Bonneveine-020014.de.htm
Der Rucksack ist gepackt, wiegt etwa 13kg und bietet noch Platz. Darauf bin ich stolz, sonst zähle ich doch eher zu den „ach solange noch Platz da ist, kann ich auch noch mehr einpacken“ Personen. Heute geht’s endlich los, die Vorfreude ist groß, aber auch etwas Aufregung macht sich breit. Wie läuft das mit Fabi (noch nie gesehen, nur ein paar Mal telefoniert), wo wird es uns hintreiben, hoffentlich passt das Wetter und vor allem: Habe ich auch nichts vergessen?
Natürlich habe ich was vergessen und zwar etwas ganz elementares: Meine Brille. Auf halbem Weg zur Bushaltestelle, bemerke ich meine nackte Nase (ich bin nur leicht kurzsichtig und trage nur selten Zuhause eine Brille; unterwegs bin ich aber ohne Brille aufgeschmissen und kann keine Anzeigetafel am Bahnhof entziffern). Also, umgedreht, passend dazu fängt es an zu Regnen. Den Bus kann ich vergessen, also geht es mit dem schwesterlichen Taxidienst zum Bahnhof und mit dem Regionalzug nach Frankfurt.
Gut, dass ich entsprechend Puffer eingebaut habe, denn ich erreiche Frankfurt fast mit einer Stunde Verspätung. Dort treffe ich Fabi und die Stimme hat nicht gelogen: Wir verstehen uns, die Chemie stimmt. Der TGV nach Marseille steht auch schon am Gleis, wir steigen ein und genießen die erste Klasse, mit ihren pompösen, breiten Sitzen. Es gibt auch einen Gutschein für einen kleinen Imbiss, aber das Brötchen, gegen das man den Gutschein einlöst, ist auf Minusgrade gekühlt und genauso klein, wie die 0,2l Cola. Ja, natürlich ist es besser als nix, aber für die erste Klasse hätte ich mir schon mehr erhofft.
Die Fahrt dauert 7,5h und verläuft ohne Zwischenfälle. Wir düsen erst durch Deutschland, weiter durch viel französische Landschaft, große und kleinere Städte, direkt bis ans Meer – immer der Sonne entgegen.
In Marseille werden wir von schwülwarmer Luft und einem tollem Ausblick auf die funkelnde Stadt bei Nacht empfangen. Wir beginnen uns den Weg zur Bushaltestelle zu suchen. Die Jugendherberge liegt etwas außerhalb und es fährt nur noch der Nachtbus. Wir finden glücklicherweise relativ schnell die richtige Haltestelle, was mehr an reinem Glück als an geografischen Kenntnissen lag (der Vieux Port klang sehenswert und ganz in der Nähe war auch die richtige Haltestelle). Dort treffen wir auf eine deutsche Mutter mit ihrer Tochter, die ebenfalls zur Jugendherberge wollen und eine rüstige Schweizerin (spricht Französisch bzw. mit uns Englisch). Sie verwickelt uns in ein Gespräch und faselt uns, nett und freundlich, zu, bis sie den Bus verlässt. Am Anfang erschien sie uns noch sehr freundlich, „Was sollten wir in Marseille machen? Wo gibt es was gutes und günstiges zu essen? Was ist die Spezialität von Marseille“ – allerdings findet sie kein Ende und erzählt und erzählt und erzählt…
Zum Glück, wissen die Deutsche Mutter und Tochter, den Weg zur Jugendherberge. So können wir einfach hinterhertrotteln – Super!
Die Jugendherberge erfüllt für mich alle Klischees von französischen Jugendherbergen: Nicht wirklich schön, ein neuer Anstrich wäre angebracht, renovierte Stellen und verkommene Ecken. Die Zimmer sind super heiß, Klimaanlage oder Rollläden gibt es nicht und ich greife mal vor: Auch das Frühstück ist einfach nur Durchschnitt – nicht schlecht, aber dafür aufstehen lohnt auch nur, wenn man noch Pläne für den frühen Morgen hat.
Wir checken ein, zum Glück haben wir vorab reserviert, stellen kurz unsere Sachen im Zimmer ab und gehen auf Nahrungssuche. Fündig werden wir bei Quick – dem lokalen McDonalds und so gibt es Burger direkt am Sandstrand von Marseille. Leider ist ein grell leuchtendes Riesenrad ebenfalls direkt am Strand, so dass wir permanentes Blinklicht ertragen müssen. Schnell sind wir uns einig, die Besuche in Fastfood Restaurants auf ein Minimum in diesem Urlaub zu reduzieren. Wir laufen am Strand entlang und genießen es am Meer zu sein. Am Ende kommen wir ins Red Lion, einen schönen, rustikalen Pub, nahe dem Strand. Der Pub ist auf der Straße brechend voll, drinnen geht’s und es ist auch angenehm kühl. Es spielt eine muntere Truppe richtig guten Rock und so genießen wir ein Pint nach dem anderen bei den Stones, ACDC oder Iggy Pop. Die Band wechselt dabei munter ihre Sänger und Musiker durch – eine richtig gute Stimmung und tolle Musik. Irgendwann geht das Licht an und wir merken unsere strapazierten Füße und unsere Müdigkeit. Es wird Zeit fürs Bett, natürlich müssen wir es noch selbst beziehen. Zum Einstieg werden wir diese Nacht von einem schnarchenden Mitbewohner im Schlaf begleitet.
Tag 2, 8.8. – Mittwoch – Marseille
Natürlich stehen alle Mitbewohner vor uns auf, natürlich machen sie dabei Krach und natürlich wache ich deswegen auf – hach, willkommen im Urlaub. Gegen 9Uhr wird’s zu warm im Bett und das Frühstück können wir dann auch noch abgreifen. Es gibt Baguette, Marmelade, Cornflakes und wie so oft sehr dünnen Saft. Danach geht’s Duschen, mit warmem Wasser und die nächste Fahrt, nach Barcelona, planen. Die Jugendherberge in Barcelona buchen wir ebenfalls.
Auf geht’s in die Stadt, auf geht’s nach Marseille. Über einen kurzen Stopp bei Lidl – Wasser kaufen – geht es mit Bus und Metro in die Innenstadt und direkt zum Bahnhof, die Reservierung für Barcelona vornehmen. Für jeden überregionalen Zug, das heißt ab InterCity, benötigt man in Frankreich eine Reservierung. Man schockiert uns mit 27€ Reservierungsgebühr je Person für die Fahrt nach Barcelona. Das komische daran und das habe ich bis heute nicht verstanden, ist die Tatsache, dass die Reservierung für die kürzeste Strecke mit dem IC 18€ kostet und die Reservierung mit dem TGV nur 3€ kostet. Die restlichen 4,5€ gehen dann für die Fahrt bzw. Reservierung in Spanien drauf. Sau viel Geld, aber es gibt angeblich nix günstigeres, weder mit einer langsamen Verbindung noch an den nächsten Tagen. Die Jugendherberge in Barcelona ist gebucht, also zahlen wir, schockiert, die 27€.
So jetzt nicht die Laune verderben lassen und auf in die Stadt. Die Sonne scheint, der Himmel ist einfach nur strahlend blau und nicht ein Wölkchen zeigt sich. Wir laufen durch die Stadt, besichtigen Kirchen und lassen uns von netten Menschen die Wege erklären. Zum Abschluss geht es hoch hinauf zur Notre-Dame de la Garde. Immerhin sind wir so schlau, nicht den ganzen Weg den Berg hinauf zu laufen und nehmen an der ersten Bushaltestelle den Bus. Sehr gute Entscheidung, wie wir während der Fahrt feststellen, sonst hätten wir noch 30min bei heißen Sonnenstrahlen steil hinaufkraxeln müssen. Der Ausblick ist genial, ein 360° Blick auf Marseille, Küste und Meer bei tollem Wetter.
Es geht zurück zum Hostel, mal die Füße hochlegen und von der Hitze erholen. Am Abend treibt uns der Hunger zu einer Steinofenpizzeria und davor zu Lidl, Wein kaufen. Es gibt riesige, leckere Pizza und viel Wein am Strand. Dazu passend ein toller Sonnenuntergang. Die Sonne verschwindet glühend hinter einer der Inseln vor Marseille. Ohne Sonne wird es schnell kühl am Strand und so brechen wir den Rückweg zur Jugendherberge an.
In unserem Zimmer treffen wir Daniel, einen netten Schweizer, der heute angereist ist. Wir beschließen die zweite Flasche Wein zu leeren und setzen uns in den Hof der Herberge. Dort treffen wir auf Chen, der mit Corinna und Varinia schon im Hof sitzt. Dazu stößt noch Daniels Freundin Sebil. Schnell werden weitere Gläser besorgt und der Wein geleert (hätten ruhig mehr Flaschen holen sollen). Wir erfahren, dass Corinna, Varinia und Chen morgen ebenfalls weiter nach Barcelona fahren. Sehr schön, vielleicht trifft man sich ja wieder. Der Abend wird lustig, Corinna und Varinia spielen Ukulele und im Hof haben wir eine angenehme warme Sommernacht.
Irgendwann fallen wir zufrieden und selig-angetrunken ins Bett.
Tag 3, 9.8. – Donnerstag – Marseille -> Barcelona
Unterkunft: http://www.hihostels.com/dba/hostels-Jugendherbergen-Barcelona—–Pere-Tarr%C3%A9s-051045.de.htm
Rrring, Rrring um 6Uhr klingelt der Wecker vom Mitbewohner, 30 schlummrige Minuten später klingeln unserer Wecker. Da hilft auch kein snoozen – auf geht’s zur nächsten Fahrt. Weitere 30min später checken wir aus und sind ganz entzückt, noch vor der offiziellen Frühstückszeit einen Happen abzustauben. Eigentlich haben wir uns um 7Uhr mit Chen an der Rezeption verabredet, da wir den gleichen Zug nach Barcelona nehmen. Da er aber auch 15min später immer noch nicht eingetroffen ist brechen wir auf.
Der IC, bei dem die Reservierung unglaubliche 18€ kostet, kommt 10min zu spät und bietet aber immerhin bequeme Sitze. Insgesamt ist er allerdings sehr abgenutzt. Da haben die französischen und deutschen ICs was gemeinsam. Interessant finden wir noch, dass die Bahnsteige individuell zugeteilt werden und nicht wie in Deutschland fest zugewiesen sind.
In Montpellier steigen wir aus und treffen Corinna und Varinia, die auf ihren Anschlusszug warten. Wir müssen allerdings direkt weiter zum TGV (3€ Reservierungsgebühr) und erhalten nur noch die Bitte, für die beiden auch in der Jugendherberge in Barcelona zu reservieren. Der TGV ist ziemlich voll und dadurch unbequem, eine 4er Sitzgruppe bietet einfach für 4 Erwachsene zu wenig Platz. Mit dem TGV geht es bis über die spanische Grenze nach Figueres.
In Figueres heißt es erneut umsteigen. Der Zug von Figueres nach Barcelona besteht aus zwei zusammenhängenden Zügen. Wir fragen den Schaffner, wo unser Wagon steht und erhalten darauf nur wildes Händegefuchtel in den vorderen Zugteil. Wir steigen ein und haben fast das ganze Zugteil für uns alleine (sprich mehrere Wagen). So können wir auch endlich mal unsere feuchten Handtücher trocknen. Die Fahrt ist etwas unruhig und der Wagen viel zu stark gekühlt.
In Barcelona drückt die Hitze und wir müssen vom Bahnhof etwa 20min den Hügel hoch zur Jugendherberge laufen. Nach dem Einchecken und Reservieren von zwei weiteren Betten, fallen wir direkt ins Bett. Gegen Abend klingelt das Handy und die Damen erkundigen sich nach dem Weg – „Ja richtig, immer den Hügel hoch. Etwa 20min“.
30min später, wir wollten ihnen gerade entgegenlaufen, kommen sie an und reservieren noch ein Bett für Chen (sind übrigens alle in einem Zimmer). Bis Chen kommt warten wir aber jetzt nicht mehr und düsen mit der Metro (Haltestelle etwa 10min entfernt) zur Rambla. Von dort laufen wir durch Barceloneta zum Strand und verspeisen kleine und teure Pizza. Wir genießen einen gemütlichen Abend am Strand, der nur durch die häufige Frage „Beer? Cigarretes? Weed?“ (am Anfang geschrien und das letzte geflüstert) gestört wird. Um halb zwölf brechen wir auf und machen uns auf den Weg zur Jugendherberge.
Dort eingetroffen erblicken wir Chen. Er hatte verschlafen, seinen reservierten Zug verpasst und musste dann mit Regionalzügen nach Barcelona zuckeln. Wir sitzen noch etwas im Innenhof und genießen die warmen Temperaturen, bevor wir ins Bett fallen.
Tag 4, 10.8. Freitag – Barcelona
Mal wieder den Wecker exakt auf’s Frühstück gestellt; mal wieder völlig überflüssig. Das Frühstück sieht super lecker aus, aber der Schein trügt. Es bietet einfach überhaupt keinen Geschmack und es wird auch das schlechteste Frühstück der ganzen Reise bleiben. Bis zur Free Tour um 13Uhr ist noch genügend Zeit, so dass ich nach dem Frühstück erst nochmal aufs Bett falle.
Die Free Tour, die sich um die Altstadt rund um die Ramblas dreht, ist dafür wieder sehr informativ, unterhaltend und abwechslungsreich. Unsere Tour Guidin Chrissi macht einen guten Job. Nur die Sonne knallt uns auf den Kopf, so dass wir direkt nach der Tour beim besten Italiener der Stadt, so Chrissi, ein Eis verspeisen. Es schmeckt wirklich sehr gut, kostet aber auch fast 5€ für etwa 3-4 Kugeln.
Übrigens haben wir auf der Tour gelernt, dass Barca die Abkürzung für den Fußballclub ist und Barna die Abkürzung für die Stadt Barcelona.
Danach führe ich unsere kleine Gruppe, bestehend aus Varinia, Corinna, Fabi und mir, über den Placa Catalunya zum alten Markt Bocadias. Den sollte man sich unbedingt einmal anschauen: Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch aus der Region, Katalonien, Spanien und eigentlich auch der ganzen Welt. In allen erdenklichen Farben schimmert die Ware, es riecht nach den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen. Vorsicht übrigens mit Vegetarier im Gang der Fleischer. Rohe Lammköpfe, Innereien oder auch Gebeine kommen da nicht so gut an.
Nach dem Markt Bocadio erleben wir eine Lektion in Sachen Metro Tickets. Wir sind leider auf der falschen Seite eingestiegen. Zwar kommen wir mit unseren Tagestickets direkt wieder raus, doch nicht auf der anderen Seite wieder rein. Generell mag das sinnvoll sein, um Schwarzfahren einzudämmen, wir wären ohne die nette Metro Angestellte gezwungen gewesen zur nächsten Station zu laufen (dort würde das Ticket wieder gehen).
Zurück in der Jugendherberge stellt Fabi die Frage des Tages an die beiden Damen des Zimmers: „Müsst ihr in den nächsten 10min ins Bad?“ Nein? Darf ich dann bitte duschen?“ Haha, was ein Gentleman, ich sag immer nur „ich geh jetzt duschen“. Wobei die Damen auch sehr ungraziös Großteile ihres Hab und Guts vor der ganzen Fenster- und Schließfachfront verteilt haben. Seit dem kommt mir mein eigenes Reisechaos wieder sehr beschränkt vor.
Um halb zehn brechen wir wieder auf unser Ziel ist die Innenstadt, davor allerdings noch zum Magic Fountain. Mein absolutes Barna Highlight: Bei angenehmen Temperaturen biegt man nach dem Metroausgang auf eine Allee von Wasserspielen, an deren Ende sich ein riesiger Brunnen befindet. Hinter dem Brunnen folgt, ansteigend auf einem Hügel, weitere Wasserspiele, römische Säulen und ein imposantes Gebäude rundet den Blick ab.
Der Brunnen bietet ein abwechslungsreiches Schauspiel aus Wasser, Musik und Licht. Dabei überrascht die musikalische Vielfalt von Klassik, über Soundtracks von Herr der Ringe oder Fluch der Karibik, hin zu I’m sexy and i know it zur Hymne von Barcelona von Freddy Mercury. Wahnsinn, auch die Menschenmassen können meine Begeisterung nicht trüben. Wir verbringen über eine Stunde am Brunnen und lassen das Spektakel auf uns wirken.
Danach trennen sich die Damen und Herren. Fabi und ich zieht es erst in einen Dönerladen (die unterschiedlichen Soßen stehen direkt auf dem Tisch, man kann also beliebig kombinieren und so oft Soße nachschütten wie man möchte). Nur etwas größer könnten die Döner schon sein. Danach nehmen wir den Tipp einer Freundin wahr und gehen in einen El Chipero (Carrer d’Aribau, 77, 08032 Barcelona) Kneipe. Wir sind am Anfang erst etwas verwirrt und überfordert mit der riesigen Karte. Doch die Barkeeper, es gibt fast keine Sitzplätze nur eine lange Theke, hören einfach auf Bestellungen wie „süß und fruchtig“ oder „kräftig zum Wachwerden“. Es gibt nämlich nur Shots, aber in sehr ausgefallenen Formen. Alle paar Minuten brennt die Theke, es werden Marshmallows gegrillt oder verrückte Dinge mit Strohhalmen angestellt (Strohhalm erhitzt, aufgeblasen, so dass eine Blase entsteht, Blase mit Shot gefüllt, der Gast beugt sich mit dem Rücken über die Theke, der Barkeeper hält die Strohhalmblase über den Mund und der Gast muss die Blase mit der Zunge auflutschen, um an den Shot zu kommen. Nicht verstanden -> auf in ein El Chipero 😉 ). Die Preisstruktur ist dafür umso einfacher: Alles zwei Euro – da gibt’s keine Verwirrung.
Danach haben wir den zweiten Bartipp gesucht, sind aber leider im Straßengewirr, die sehen irgendwie alle gleich aus, verloren gegangen. Wir mussten uns zur Metro durchfragen und dann wurden bei den Metrobahnhöfen auch schon langsam die Türen verschlossen.
Zurück an der Jugendherberge treffen wir die Damen mit Ukulele im Freien, mit ein paar Portugiesen (die uns direkt alle einladen sie zu besuchen und mich statt Jan YumYum nennen :D). Auch Tipps für portugiesisches Bier (Superbock) und Kaffee (Delta Coffee). Zumindest der Biertipp hat sich gelohnt 😀 Um kurz nach 3 ins Bett gefallen. Als wir alle im Bett liegen und das letzte Licht vor wenigen Minuten erloschen ist wird’s nochmal laut und lustig im Zimmer: Einmarsch der Schweizer Mitbewohner. Die sind zwar auch schnell im Bett und rasch ist es wieder dunkel, doch dann gibt’s für die Deutschen eine Unterrichtsstunde im Schweizerdialekt. Denn die Schweizer „haben ein Fach in der Schule – und das heißt Deutsch. Da sprechen wir dann auch Hochdeutsch“. Wir haben allerdings kein Schweizerisch in der Schule gelernt und lernen in dieser Nacht viele neue Wörter wie: Nasenschlumber, …
Tag 5, 11.8. Samstag – Barcelona -> Tarragona
Unterkunft: bei Freunden
Der Wecker geht um 9Uhr in der Früh. Kurze Zeit später geht’s rund im Zimmer, da von den acht Bewohnern sieben heute auschecken. Trotz der schlechten Erfahrung am Vortrag schleppen wir uns wieder zum Frühstück und stopfen ein paar Brötchen in uns. Es schmeckt einfach nach nichts, aber bezahlt ist es ja…
Danach deponieren wir unsere Rucksäcke in der Jugendherberge und machen uns, zusammen mit Varinia und Corinna, auf den Weg zur Kathedrale Santa Eulalia. Davor gehen wir noch kurz ein paar neue Schuhe für Varinia kaufen. Das was sie momentan trägt überlebt keinen weiteren Tag mehr.
Die Kathedrale enttäuscht die Damen, da es eine Kleiderordnung gibt, die unbedeckte Schultern nicht gestattet. So gehen Fabi und ich allein in das riesige Gebäude. Wir haben Glück und müssen keinen Eintritt zahlen (muss man nur zu bestimmten Zeiten). Erstaunlich fand ich neben Architektur und Einrichtung vor allem den Garten mit Palmen und 13 Gänsen (wegen Satan Ellalia).
Die Damen sitzen derweil auf den Treppen vor der Kirche und singen und musizieren mit der Ukulele. Lediglich ein Hut für Münzen fehlt noch – dann wäre das Musikantenimage perfekt.
Heute ist großer Kirchentag und so lautet das nächste Ziel die Sagrada Familia. Mit der Metro geht’s zu Gaudis Wirkungsstätte, die uns mit einer langen Schlange überrascht. Doch wir haben Glück „Etwa 30min müsste man warten“, berichtet der Sicherheitsmann. Perfekt, damit können wir leben und stellen uns an.
Die Damen gehen direkt weiter zum Parc Güell, da ihnen die Eintrittspreise zu teuer sind. Großer Fehler, nach nur 20min passieren wir die Kasse und sind begeistert. Riesige Säulen, eine helle, lichtdurchflutete Kirche. Ich habe das Gefühl ich bin in einem Wald, sobald ich zur Decke schaue, da die Verästelungen der Säulen wie Baumkronen wirken. Farbige Glasfenster werfen bunte Schatten auf den Boden, alles wirkt friedlich, hell und freundlich.
Von der Baustelle sieht man im Inneren nichts mehr und es ist erstaunlich, dass es noch mehrere Jahre bis zur Vollendung der Kathedrale dauern wird.
Nach dem wir die Sagrada Familia verlassen haben, machen wir uns auf die Spuren der Damen, Richtung Parc Güell. Leider liegt dieser Park auf einem Hügel und leider knallt die Sonne nur so auf uns nieder. Doch wir sind tapfer und freuen uns über die öffentlichen Trinkwasser Brunnen.
Erkenntnis: Alles Sehenswerte liegt oben – auf Hügeln oder Bergen.
Wir nähern uns dem Park und versuchen die Damen ausfindig zu machen, scheitern dabei jedoch kläglich an den präzisen Ortsangaben „Irgendwo weit oben“. Als wir schließlich überall oben waren, bekommen wir nur die Nachricht „Sind zurück, unser Zug fährt bald“. Wir genießen die Aussicht an diesem schönen Sonnentag. Man könnten auch sagen wir brauchen nach der Kraxelei eine Pause bei dieser Scheißhitze.
Als echte Gentlemen wollen wir uns noch persönlich bei Varinia und Corinna verabschieden. Für die beiden geht es weiter nach Madrid während wir uns noch am Abend auf den Weg nach Taragona machen werden. So laufen wir zur Metro und Fahren zum Bahnhof Barcelona Saints. Gerade noch rechtzeitig kommen wir am AVE (schneller Fernzug) Schalter an und können uns verabschieden.
Jetzt müssen wir zwei erst mal was essen. Haben den ganzen Tag bei der Hitze ja nur getrunken. Es gibt Sandwichs bei Pans (Kette, ähnlich zu Subway). Gestärkt laufen wir zur Jugendherbe und da wir noch genug Zeit haben, ruhen wir uns erst nochmal aus.
Zurück zum Bahnhof, diesmal mit schwerem Gepäck. Um 19:30Uhr nehmen wir den Regionalzug nach Tarragona. Die Fahrt verläuft direkt parallel zur Küste und nach etwa einer Stunde heißt es „La proxima Estacion – Tarragona“ Und dafür braucht man glücklicherweise keinen Sprachkurs und so steigen wir an der richtigen Station aus.
Tarragona und ein paar Leute hier kenne ich, da ein guter Freund von mir hier ein Auslandssemester verbrachte und ich ihn in dieser Zeit zweimal besuchte. Als klar war, dass wir nach Barcelona fahren, habe ich direkt gefragt, ob wir eine Nacht hier unterkommen können (Facebook sei Dank). Ja, klar, schrieb Laura. Der Tag wäre auch gut, da die Summer University beginnt (Ausländische Studenten verbringen ein paar Wochen hier). Da könnten wir am Programm teilnehmen. Wie es sich für gute Studentenprogramme gehört, war für den ersten Abend „Trinken am Strand“ und später Disco angesagt. Daher wollten wir uns gegen 22Uhr am Strand mit Laura treffen.
Wir waren zwar ganze zwei Stunden zu früh, aber am Strand gab‘s Bier und Sangria 😀 Um 22:40 Uhr endlich eine Reaktion von Laura. Und etwas später haben wir uns endlich getroffen, aber erst nachdem wir noch knapp eine Stunde mit Rucksack durch die Gegen gelaufen sind. Wären wir doch einfach nur am Strand geblieben, denn dahin kehren wir jetzt zurück und zwar fast genau an die Stelle, an der wir gewartet haben. Egal, es gibt was zu trinken, man kann sich mit Studenten aus ganz Europa unterhalten und wir lernen einen Trinkspruch aus jedem Land. Der Knaller ist „trevisecks“ aus Estland, was wie „dirty sex“ klingt. Etwas nervös macht uns nur die Aussage, dass noch nicht ganz klar ist wo wir schlafen. Aber es werde sich schon was ergeben!? Argh, wir sind beide eigentlich kaputt genug, um direkt einzuschlafen.
Nach dem die Getränke leer sind geht’s, mit Rucksack, weiter in die Disco. Doch wir machen schlapp und halten das Füße wackeln nicht lange durch. So sitzen wir kaputt herum und ernten mitleidige Blicke, vor allem da Laura und Cristina (die ich kenne) als Leiter nicht früher wegkönnen. Erst gegen kurz vor vier brechen wir auf. Müde schleppen wir uns mit Rucksack zwanzig Minuten hinauf in die Stadt. Jetzt ist auch endlich klar, dass wir in Cristinas alter WG schlafen. In einem Zimmer, ihrer ehemaligen Mitbewohnerin, die gerade nicht da ist. Alles egal, dass Bett ist breit genug und auch dass es gefühlte 40° im Zimmer sind merken wir nur noch kurz, bevor wir ins Land der Träume abtauchen.
Tag 6, 12.8. Sonntag – Tarragona -> Madrid
Unterkunft: Hostel Era http://de.hostelbookers.com/property/prp/80339/arr/2013-06-26/ngt/2/ppl/1/
Trotz der unglaublichen Wärme im Zimmer schlafen wir problemlos bis zum Mittag. Allerdings kann von gut geschlafen nicht die Rede sein, aber gut, immerhin mal eine kostenlose Übernachtung. Ich gehe duschen und versuche mich danach mit den Mitbewohnern, die sich überhaupt nicht wundern, dass da zwei Fremde in ihrer Wohnung geschlafen haben. Die Unterhaltung fällt allerdings recht schwierig, da die Mitbewohner nur Spanisch sprechen. Unsere paar Brocken langen da leider nicht aus. Immerhin langt es um den Wlan Schlüssel zu bekommen und so den weiteren Tag planen zu können. Wir beschließen mit dem Nachtzug nach Granada weiterzufahren und reservieren für die darauf folgende Nacht schon mal ein Hotel. Jaaa, Hotel so mit bequemen Bett im Doppelzimmer und Klimaanlage für angenehme 30€.
Am Bahnhof werden wir allerdings massiv enttäuscht, der Nachtzug ist komplett voll. Keine Chance auch die folgende Nachtzugfahrt ist voll. So nehmen wir den nächsten Zug nach Valencia.
Tipp: Wir hätten gleich Fragen sollen, wie wir von Valencia weiter nach Granada kommen, haben wir nur leider nicht gemacht.
So fahren wir, etwa einen Einkauf später, mit dem Zug nach Valencia. Auch diese Strecke verläuft zum Großteil direkt an der Küste. Außerdem erleben wir den ersten Zug mit Bildschirmen und Spielfilm. Es gibt sogar kostenlose „Audiocolares“ (Kopfhörer) und eine englische Tonspur. Gestört hat nur der stinkende Penner neben Fabian. Aber da konnten wir wenig machen.
In Valencia die nächste Enttäuschung: Der einzige Zug nach Granada ist der Nachtzug
Tipp: Wir haben in Valencia gelernt: Es gibt einen Schalter für Fahrten am heutigen Tag und einen für Fahrten ab dem folgenden Tag. Allerdings kein einziges englisches Hinweisschild, sowie keinen englischsprachigen Schalterbeamten. Bis wir das verstanden hatten…
Da wir das Hotel für Granada bereits gebucht hatten, sahen wir zu, dass wir weiter nach Granada kamen und holten direkt ein Ticket für die Strecke Valencia -> Madrid und dann Madrid -> Granada. So wären wir morgen Mittag in Granada und würden die Nacht in Valencia verbringen. Auf die Idee, erst morgen nach Madrid und Valencia zu fahren kamen wir leider nicht. So hatten wir in Valencia nur Zeit um vom modernen AVE Bahnhof zum alten Nahverkehrsbahnhof zu laufen, einen kurzen Blick aus dem alten Bahnhof hinauszuwerfen und schon mussten wir zurück zum AVE-Bahnhof in unseren Zug. Schade.
Pünktlich um 19.40 fährt unser AVE ab nach Madrid. Die Strecke ist genial und führt für uns völlig überraschend durch grüne, hügelige Landschaften. Das mit Tempo 300 und anfangs noch strahlend blauen Himmel, hinein in den Sonnenuntergang. Auch hier gab es wieder Kopfhörer und Filme während der Fahrt zu sehen.
Auch der Madrider Bahnhof Atocha wirkt sehr neu und modern. Er erinnert mit seinen langen Rolltreppen und Wegen, sowie der Gepäckkontrolle, wie ein Flughafen. Auch die Masse an Sicherheitspersonal habe ich bisher an keinem deutschen Bahnhof erlebt. Mal abgesehen von Sonderzügen zu Fußballspielen.
Wir fahren, nach kurzer Orientierungszeit und Kauf der Metrotickets, zu unserem Hostel bzw. navigieren die letzten Meter mit dem Handy. Das Hostel macht einen soliden, sauberen und recht modernen Eindruck. Wir kommen in ein 8er Zimmer, in dem wir allerdings zum Glück nur zu dritt nächtigen. Sonst wäre es auch sehr eng geworden. Unser Mitbewohner heißt, David und kommt aus Kalifornien. Wir unterhalten uns gut und bekommen noch einige Tipps, sowie seinen persönlichen Stadtplan, voll mit jeder Menge Tipps von einem Bekannten.
Aber zuerst müssen wir mal was Essen. Gegenüber vom Hostel gibt’s daher Patata und ein kühles Bier (das Bier und die Gläser stehen im Kühlschrank). Danach irren wir etwas durch die Gegend, sind in zwei Bars, trinken Bier und sehen die Abschlussfeier von Olympia in London. Viel los ist an diesem Sonntagabend allerdings nicht. Ziemlich kaputt fallen wir um halb drei ins Bett (dabei sind wir eigentlich den ganzen Tag nur Zug gefahren).
Tag 7, 13.8. Montag – Madrid -> Granada
Unterkunft: Sonia Hostal http://www.hostalsonia.com/ (gebucht über hrs.de)
Um 7.30 geht der Wecker und schmeißt uns aus dem Tiefschlaf. Duschen, auschecken und ab zum Bahnhof. Dort holen wir uns noch was zum Frühstücken und besteigen nach Gepäckkontrolle den Zug (wie am Flughafen). Die Fahrt geht durch weite Ebenen und dünn besiedeltes Gebiet. Mich hätte es eigentlich nicht gewundert, wenn Indianer oder Cowboys aufgetaucht wären. Beide hätten perfekt in die Landschaft gepasst.
Um 13Uhr erreichen wir Granada und navigieren uns mit dem Handy zum Hotel. Die Sonne knallt dazu erbarmungslos auf unser Haupt. Nach einer halben Stunde Marschieren sind wir am Hotel und checken ein. Das Zimmer ist spartanisch eingerichtet, aber wir freuen uns über die Ruhe und vor allem die Klimaanlage. Wir fallen beide aufs Bett und schlafen ein.
Erst gegen Abend erwachen wir – man könnte auch sagen, wir haben eine Siesta gemacht – und ich gehe duschen und mich mal wieder rasieren.
Danach geht’s auf in die Stadt: durch die Stadt, vorbei an der Kirche, durch die Altstadt Albacin. Es wirkt alles etwas wie ein Märchen aus Tausend und einer Nacht. Uns kommt die Stadt dabei fast überlaufen vor und so wundern wir uns, dass uns ein Verkäufer sagte, die Stadt wäre recht leer!?
Wir speisen in einem marokkanischen Restaurant, ein Tipp aus dem Lonely Planet Reiseführer. Günstig und üppig war es zwar nicht gerade, aber sehr lecker und die selbstgemachte Limonade war angenehm erfrischend.
Im Sonnenuntergang führen uns unsere Füße hinauf zur Alhambra. So genießen wir beim Weg hinauf, wie auch später wieder auf dem Heimweg, einen tollen Blick auf die Stadt, zu Füßen der Alhambra. Immerhin wissen wir jetzt, dass wir morgen nicht hinauflaufen sollten: der Weg ist weit, wir haben über eine Stunde gebraucht und es geht ein gutes Stück bergauf.
Um 22Uhr sind wir wieder im Hotel, nach dem wir kurz vorher noch was zu trinken gekauft haben. Eingeschlafen bin ich dann erst so gegen 1Uhr, so gut hab ich das mit der Siesta noch nicht drauf.
Tag 8, 14.8. Dienstag – Granada und Cordoba
Unterkunft: Hostle Albergue Interjoven Cordoba http://www.hihostels.com/dba/hostel051014.de.htm
Der Lonely Planet, sowie sämtliche Internetseiten empfehlen bereits früh morgens um 8Uhr an den Toren der Alhambra zu sein. Also klinget unerbittlich um 7Uhr der Wecker und schmeißt uns aus den Federn. Duschen, Rucksack packen und auschecken. Die Rucksäcke verbleiben mal wieder im Hotel.
Der Bus hoch zur Alhambra fährt nur ein paar Meter von unserem Hotel ab und glücklicherweise müssen wir auch nicht lange warten. Unglücklicherweise haben wir jedoch Pech mit dem Bus als Fahrzeug. Erst fährt er nur maximal Schrittgeschwindigkeit und als die ersten Steigungen kommen ist es nur noch Schneckentempo. Kurze Zeit später ist Schluss: der Fahrer hält und zwar leider nicht an einer Bushaltestelle und winkt alle raus. So müssen wir die letzten Meter doch noch laufen.
Für mein Verständnis unglaublich früh, noch vor 9Uhr, sind wir an den Kassen. Doch irgendwie sind alle anderen wohl 5min vor uns aufgestanden oder haben einen intakten Bus genommen. Die Schlange ist laaaaang. Zum Glück erfahren wir, von einem netten Herrn, dass es Automaten gibt, die eine sehr kurze Schlange haben. Nach weniger als 10min stehen wir vor dem Automat und verzichten dafür auch ausnahmsweise auf den Studentenrabatt. Auch wenn der Eintritt jetzt einige Euros mehr verschlingt (14,60€ Eintritt je Person).
Tipp: Immer den Pin der Kreditkarte wissen, sonst gibt’s keine Tickets am Automat.
Wir betreten den Palast, der direkt aus den Märchen von Tausend und einer Nacht stammen könnte. Ich fühle mich sofort in die Geschichten des Buches „Erzählungen von der Alhambra“ von Irwing erinnert. Die riesigen grünen Gärten, mitten in einer sonstigen wüstenähnlichen Landschaft, viele Wasserspiele oder Versorgungsgewässer lassen einen die trockene Umgebung vergessen. Dazu ein toller Ausblick auf die Stadt Granada und die umgebende Landschaft.
Die Einlässe in den Nazardi Palast sind fest vorgegeben und wir haben leider erst um 13:30 Einlass. So müssen wir noch gute 2Stunden warten.
Spätestens im Palast fühlt man sich endgültig wie eine Figur aus einer Erzählung aus Tausend und einer Nacht. Tolle Mosaiken, hohe Hallen und weite Gänge mit glänzendem Marmor. Dazwischen immer wieder saftiges Grün und scheinbar ruhende Gewässer. Nur diese Besucher, mit ihren Kameras und modernen Kleidern passen nicht ins Bild.
Nach dem wir die Alhambra verlassen haben laufen wir zu Fuß zurück zum Hotel, diesmal in wahrer Rekordzeit und leider auch bei brennendem Sonnenschein.
Vom Hotel geht’s es mit dem Bus zum Bahnhof. Wir erstehen Reservierungen nach Cordoba. In den knapp zwei Stunden die wir auf den Zug warten müssen gehen wir noch einkaufen und erfreuen uns ansonsten über den gekühlten Warteraum und gratis Strom.
Am frühen Abend kommen wir in Cordoba an (der Zug war erneut einfach nur zu stark gekühlt). Reserviert haben wir diesmal nix, da wir nicht wussten, ob wir es noch heute nach Cordoba schaffen. Und am Bahnhof haben wir kein freies Wlan mehr gefunden. Aber wir sind guter Dinge und haben die Adresse der Jugendherberge.
Zu dieser fragen wir uns durch, denn alleine sind wir wirklich hoffnungslos im Gassengewirr und ohne richtige Karte verloren. Nachdem wir am Anfang leider immer nur nicht Englisch sprechende Menschen trafen haben wir schlussendlich noch richtig Glück. Wir werden ein gutes Stück begleitet und erhalten noch jede Menge Restaurant Tipps.
Bis wir die Jugendherberge gefunden haben laufen wir zu zweit doch noch ein, zweimal im Kreis um sie herum. Dafür ist die Jugendherberge super: günstige Preise, vierer Zimmer allein für uns beide und ein riesen Trum von Haus mitten in der Innenstadt, mit großem Innenhof. Sogar Palmen gibt es im Innenhof. Doch zunächst sind wir begeistert, dass eine Waschmaschine vorhanden ist (sogar der Waschraum wird für uns extra noch aufgeschlossen). Leider gibt es jedoch kein Waschmittel. Fabi zieht los, doch leider kann er nichts auftreiben. Also Rei aus der Tube in die Waschmaschine und los geht’s.
Wir machen uns, während die Maschine wäscht, auf in die Innenstadt und suchen das empfohlene Restaurant. Auf unserem Weg kommen wir ein gutes Stück durch die Stadt und sind begeistert: viele Plätze, schöne alter Pflastersteinstraßen, kleine Gässchen und eine große Brücke. Alles angenehm beleuchtet in einer lauen Sommernacht. Das Restaurant finden wir leider nicht und das zweite empfohlene hat geschlossen. Zurück in der Jugendherberge, die wir nur mit Navi gefunden haben, wird zuerst einmal der Trockner angestellt.
Unser Zimmer liegt ganz am Ende des Flures oder besser gesagt des Ganges und an dessen Ende gibt es eine kleine, etwas verwinkelte Dachterrasse. Unsere eigene Terrasse. Der Sternenhimmel ist, obwohl wir mitten in Cordoba sind wunderbar klar und deutlich zu sehen. Wir genießen die Ruhe und den Himmel mit einigen kühlen Bieren, bevor wir kaputt, aber zufrieden ins Bett fallen.
Tag 9, 15.8. Mittwoch – Cordoba
Ganz gemütlich um kurz nach 9Uhr aufgestanden, geduscht und ohne den „Penner“ Fabi zum Frühstück marschiert. Vorher verlängere ich noch kurz unseren Aufenthalt, um eine weitere Nacht. Das Frühstück ist gut, es gibt echten Orangensaft und keine verwässerten „Saft“ aus dem Automaten.
Um 11Uhr brechen wir auf und begeben uns auf die Suche nach der Mezquita (eine ehemalige Moschee, bevor sie zu einer katholischen Kirche wurde). Die Mezquita ist riesig und verzaubert im Inneren mit schier endlosen Bogengängen. Beim Betreten denkt man nicht, dass es sich um eine Kirche handelt und ist erstaunt als zwischen der maurischen Moschee plötzlich Elemente einer christlichen Kirche auftauchen.
Danach laufen wir über die Brücke, zu dessen Füßen sich ein kleines Naturparadies für Fische, Enten, Reier, Schwäne, Gänse und sonstige Vögel zu befinden scheint. Wir schlendern am Flussufer entlang, sitzen gemütlich im Park und laufen zurück zur JH über einen Minisupermarkt . Da Feiertag ist – Mariä Himmelfahrt – hat kaum etwas offen. In der JH führen wir unseren Müßiggang fort und sitzen unter den Palmen im Hof. Die Jugendherberge ist übrigens sehr ruhig, kaum jemand läuft uns über den Weg, auch beim Frühstück waren nur etwa 10 Leute.
Am Abend prüfen wir die weitere Reiseroute nach Sevilla und Portugal. Auch das Hostel für Sevilla wird gebucht. Zufällig stolpere ich am Abend in die Prozession zu Mariä Himmelfahrt. Die schauen wir uns natürlich dann zusammen an: Es wird eine große, schwere Maria Statue durch die Gassen getragen; davor und danach jeweils eine Musikgruppe. Danach laufen wir etwas unentschlossen, was das Abendessen angeht, durch die Stadt. Schlussendlich landen wir bei Tapas und Sandwich. Zum Abschluss des Tages sitzen wir wieder auf unserer Dachterrasse und lassen einen gemütlichen Tag ausklingen.
Tag 10, 16.8. Donnerstag – Cordoba -> Sevilla
Unterkunft: Sevilla District One Hostel http://de.hostelbookers.com/property/prp/64203/arr/2013-06-26/ngt/2/ppl/1/
Ring, ring macht der Wecker um 9Uhr morgens. Aufstehen, Duschen, Frühstücken und direkt zur Apotheke. Die hat heute endlich wieder offen, nachdem am gestrigen Feiertag natürlich alle Apotheken geschlossen hatten (dafür kenne ich nun alle drei Apotheken im Umkreis der Jugendherberge). Heute haben alle geöffnet und so verlasse ich mit einem frischen Pack Blasenpflaster und etwas gegen Halsschmerzen kurze Zeit später den Laden. Wobei, ob ich wirklich was gegen Halsschmerzen habe weiß ich nicht. Es konnte mal wieder keiner Englisch und so habe ich einfach mal drauf losgehustet und mir an den Hals gefast.
Zurück in der Jugendherberge müssen wir den Rucksack nach dem Klamottenwaschen neu packen. Danach ausgecheckt und mit 30°Grad Sonnenschein zum Bahnhof gelaufen. Eine Reservierung haben wir noch nicht, da mindestens stündlich ein Zug nach Sevilla fährt. Bei einem wirklich freundlichen Schalterbeamten erstehen wir eine Reservierung. Zwar müssen wir knappe 90min auf den Zug warten, dafür war die Reservierung auch nur halb so teuer, wie der direkte Zug.
Die Fahrt vergeht wie im Flug und wir sind sogar 10min vor der geplanten Ankunftszeit in Sevilla. Zur besten Mittagsstunde schleppen wir uns durch die Mittagshitze zum Hostel. Wir kommen vollkommen platt an. Das Hostel ist super: frisch renoviert, mit bunten Farben, überdachtem Innenhof und Dachterrasse und vor allem: schön kühl. Unser Zimmer ist leider etwas knapp bemessen und so werden wir Experten im über fremde Koffer und Rucksäcke steigen (wobei sogar noch vier Betten frei waren). Dafür gehören zum Zimmer eine eigene Toilette und Dusche. In einem der Aufenthaltsräume entdecken wir eine Gitarre und genießen es beide mal wieder ein paar Saiten anschlagen zu können.
Danach planen wir den morgigen Tag und beschließen mit dem Bus nach Faro zu fahren. Zug wäre natürlich besser, wäre allerdings ein riesen Umweg; daher also Bus. Strebsam wie wir sind laufen wir auch gleich zum Busbahnhof, um uns Tickets zu kaufen. Würde sagen das war einer der größten Fehler der Reise: Die 40° bekamen uns nicht wirklich. So sind wir auch erst mal noch ordentlich 20min in die falsche Richtung gelaufen. So kaputt wie nach diesem Fußmarsch war ich lange nicht mehr. Zum Glück waren wir vorher noch Tapas essen, sonst wäre das nicht gut gegangen.
Glücklicherweise haben die Temperaturen etwas nachgelassen und nachdem wir einen Stopp im Supermarkt gemacht haben, besitzen wir auch endlich ausreichend zu trinken. Müde laufen wir weiter durch die Stadt. Eindeutiger Höherpunkt der Placa Espanya; ein riesiger Palast im Halbkreis. In dessen inneren Kreis sich ein schöner künstlicher Fluss, in Kreisform, befindet. Der Placa Espanya taucht übrigens in mehreren Filmen auf (u.a. in Star Wars als Palast der Nabuco).
Zurück im Hostel fallen wir super platt aufs Bett. Später noch etwas Gitarre gespielt und mit Mitbewohnern (eine Brasilianerin, drei Australier) unterhalten und Hosteltipps für Portugal bekommen. Frisch geduscht geht’s zur kostenlosen Flamenco Show. Die Show ist zwar ganz nett anzusehen, doch ich bin froh als wir aus der Hitze des überdachten Hinterhofs entfliehen können. Danach Pub Crawl, allerdings sind wir doch etwas erstaunt, dass nur Fabi und ich als Gäste mitkommen. So gibt’s keinen normalen Pub Crawl, sondern eher unsere private, kostenlose Kneipentour mit Alfonso. Zum Schluss sind wir in einer Kneipe eines Kumpels von Alfonso. Wir werden vielen Freunden von ihm vorgestellt, allerdings spricht kaum einer Englisch oder Deutsch und wir kein Spanisch. Schade, aber trotzdem ein schöner Abend.
Tag 11, 17.8 Freitag – Sevilla und Faro
Unterkunft: The Tivoli Guest House http://www.pension-tivoli.net
Um kurz nach 9Uhr quäle ich mich aus dem Bett. Aber es lohnt sich: Für einen Euro gibt es Frühstückscoupons im Hostel für ein Cafe auf dem Platz vor dem Hostel. Das mit Abstand beste Frühstück der ganzen Tour. Nicht viel, aber mit richtig viel Geschmack, zu einem fairen Preis (ich hatte Baguette mit Marmelade, Saft und Tee; individuell gibt aber viele andere Variationsmöglichkeiten).
Danach eilten wir zur Freetour. Leider haben wir den Treffpunkt nicht direkt gefunden und sind suchend, mit schnellen Schritten, durch die Stadt geirrt. Die Tour war gut und dauerte etwa 2 Stunden.
Auf dem Rückweg zum Hostel waren wir noch kurz einkaufen, haben uns dann im Hostel noch etwas erholt, Mails gecheckt und Tagebuch geschrieben, bevor es mit dem Bus nach Faro ging. Zum Glück hatte der Bus eine funktionierende Klimaanlage – bei Abfahrt hatten wir 45° Außentemperatur.
Die Busfahrt war eine typische Überlandreisebusfahrt und ich war froh mich nach 4h von den Sitzen trennen zu können (Beinfreiheit war trotz zwei Sitzplätzen nicht vorhanden und natürlich war die Klimaanlage auf den Arktis-Modus gestellt).
In Faro haben wir uns zuerst in aller Ruhe orientiert und mit nur einmal im Kreis laufen schließlich das Hostel gefunden (gebucht hatten wir bereits). Allerdings erlebten wir eine große Enttäuschung, da das Hostel angeblich unsere Reservierung nicht erhalten hat; freie Betten hatten sie auch nicht mehr. Mit einer Stadtkarte, auf der uns ein weiteres Hostel eingezeichnet wurde, machen wir uns wieder auf den Weg. So ziehen wir los, kommen aber nicht wirklich mit der Karte klar bzw. finden das markierte Hostel nicht. Zum Glück entdeckt Fabi ein Guesthouse, das mit Übernachtungen ab 20€ je Nacht wirbt. Nachdem wir fast 30min gewartet haben („Bin in 5min wieder da“- Schild hing an der Tür) kommt eine ältere Frau und öffnet uns. Das Zimmer, nein die Kammer ist super spartanisch eingerichtet. Doch wir haben keine Lust mehr zu suchen und willigen ein.
Dann weiter in und durch die Stadt – wir haben Hunger und landen im lokalen Subway. Es ist lecker und günstig bei etwa 3€ für Sandwich mit Getränk. Gegessen wird auf der Dachterrasse mit Blick auf eine Bühne am Hafen (auf der Fado gesungen wurde). Auch sonst sind nahe am Hafen noch jede Menge Stände aufgebaut und die Stadt ist auch zu dieser späten Stunde noch voll mit Menschen. Doch uns zieht es nach dem Essen nur noch einmal Getränke kaufen, bevor wir ins Bett fallen.
Tag 12, 18.8. Samstag – Faro
Endlich mal wieder ausschlafen (mache ich irgendwie zu selten im Urlaub). Doch was ist da los? Um 11Uhr klopft die alte Frau und erinnert uns mit Nachdruck daran, dass bis 10Uhr Checkout ist. Aber wir wollten doch zwei Nächte bleiben. Achso, ihr habt aber nur für eine Nacht bezahlt. Wir dachten 20€ für das Zimmer, sie meinte 20€ pro Person. Verdammt, so viel Geld für die Abstellkammer. Mist, aber was anderes suchen wollen wir uns auch nicht mehr, das kostet uns jetzt einfach zu viel Zeit. Der Plan für heute lautet nämlich: Chillen, Strand, Sonne und Meer!
Irgendwann am späten Vormittag stehen wir auf, gehen noch ein paar Dinge einkaufen und warten auf den Bus zum Strand. Und warten, und warten. Laut Plan, hätten bereits drei Busse halten müssen. Wir beschließen mit dem Boot zu fahren. Super Entscheidung, das ist erstens günstiger und zweitens eine Bootfahrt!
Gute 30min schippern wir übers Wasser, bis wir auf die vorgelagerte Insel von Faro gelangen. Die Insel selbst ist ein lang gezogenes, aber schmales Eiland (in weniger als 5min lässt sich es sich durchqueren). Macht alles nix, der Strand ist sandig, passend zur Insel schier endlos lang und nicht überfüllt. Dazu 30° und ein leichter Wind. Wir genießen das Nichtstun, Lesen, gehen Baden (sehr erfrischend) und schauen den Wolken beim Vorbeifliegen zu. Mit der Fähre um 19:30 fahren wir am frühen Abend wieder zurück aufs Festland.
Im Guesthouse erst mal Duschen und den kommenden Tag planen – wir wollen nach Lissabon. Laut DB App brauchen wir endlich mal keine Reservierung für den Zug. Wir buchen das Hostel für zwei Nächte, gerade noch zwei Betten in dem Hostel-Tipp der Australier bekommen (die wir in Sevilla getroffen haben). Wlan-Empfang gibt es nur an der Rezeption. Dort lernen wir noch die Besitzerin des Guest House‘s kennen. Eine nette, ältere Engländerin, die so gar nicht zu diesen überzogenen Preisen passt.
Der Hunger treibt uns am Abend wieder aus dem Haus. Schlussendlich, mal wieder nach längerer, Suche landen wir bei einer Pizzeria – mit Steinofen. Die Pizza nehmen wir mit und verspeisen sie vor dem Hafen (nahe Bühne und Buden). Als Nachtisch gibt es Churros zum Essen und Super Bock zum Trinken (ein Bier Tipp der Portugiesin aus der Jugendherberge in Barcelona). Lecker, lecker.
Zwar sind sehr viele Familien unterwegs, aber Leute in unserem Alter sehen wir kaum. Auch uns ansprechende Kneipen oder Bars finden wir nicht, obwohl wir lange durch die Stadt laufen. Naja, mal etwas früher ins Bett zu fallen ist auch nicht tragisch.
Tag 13, 19.8. Sonntag – Faro -> Lissabon
Unterkunft: Equity Pont Lisboa http://de.hostelbookers.com/property/prp/58633/
Rrrrr, Rrrr, Fabi hat sein Handy gestellt. Was er nicht gemacht hat ist die Zeitzone auf Portugal anzupassen. Also noch eine Stunde schlafen. Immerhin stelle ich dieses Missgeschick noch fest bevor ich aufgestanden bin.
Eine Stunde später hilft dann aber nix mehr: Aufstehen, duschen und den Kontaktlinsenkampf (heute war es echt ein Kampf) gewinnen. Wir gehen auf dem Weg zum Bahnhof noch was zum Frühstücken einkaufen. Leider sind Backwaren in Portugal und Spanien nicht so wirklich verbreitet. Einen Bäcker habe ich schon einige Tage nicht mehr gesehen und im Tante Emma Laden gibt’s nur abgepackte, nicht leckere Croissants (wobei das eher ein Onkel-Inder-Laden ist).
Am Bahnhof werden wir darauf hingewiesen, dass wir doch eine Reservierung für die Fahrt nach Lissabon brauchen (und ich werde zum ersten Mal von der Bahn App enttäuscht). Die Reservierung in Portugal kostet übrigens 5€ und ist nur zur Hauptsaison nötig.
Der Zug ist wieder stark klimatisiert, ich schlafe zwar ein, allerdings sind die Sitze arg unbequem. Kurz vor Lissabon passiert der Zug eine riesige, lange Brücke: „Ponte 25 de Abril“. Für die Überquerung benötigt der Zug über zwei Minuten. Die Brücke wirkt auf uns wie die Golden Gate Bridge von San Francisco. Dieser Eindruck ist prägend und festigt sich im weiteren Aufenthalt in Lissabon auch durch die Straßenbahnen. Vom Endbahnhof fahren wir weiter mit der Metro (auch Lissabon hat mehrere Bahnhöfe, je nachdem aus welcher Himmelsrichtung man ankommt). Von der Metrohaltestelle verlaufen wir uns beim Suchen des Hostels und schleppen so gute 20min länger an unserem Gepäck durch das hügelige Lissabon.
Das Hostel ist richtig cool, es gibt endlich mal bequeme, große und breite Betten in großzügig dimensionierten Zimmern. Alles wirkt sehr stylisch und modern; abends bzw. nachts erleuchten die Lobby und die Flure im farbigen Licht. Auch das Frühstück ist im Preis eingebunden.
Wir ruhen uns etwas aus, bevor uns der Hunger hinaus in die Stadt zieht. Das vom Hostel empfohlene Restaurant hat leider geschlossen, dafür haben wir bei der Suche nach dem Hostel einen super Aussichtspunkt auf die Stadt, Brücke und Meer gefunden. Essen gibt’s dann beim Döner immerhin angenehm preiswert für 3€. Wir flanieren weiter durch die Stadt, hinunter bis zum Wasser und genießen den Blick auf die Brücke. Zufällig entdecken wir, dass ein Segelschiff der argentinischen Marine im Hafen liegt. Dieses kann man kostenlos besichtigen. Sehr imposant und eindrucksvoll.
Mit einer alten Tram der Linie 28 fahren wir eine sehr schöne Route durch die Hügel von Lissabon. Teilweise brauchen wir nur die Hand aus dem offenen Fenster zu halten, um die Hauswände zu berühren.
So dicht quält sich die Tram an den Gebäuden die Hügel hinauf. Erst an der Endstation steigen wir aus und sind direkt am IKEA Hotel gelandet. Das IKEA Hotel ist eigentlich ein normaler Park. Doch solange der Park die Verwandlung in das IKEA Hotel vollzieht, stehen dort jede Menge Betten, Nachtschränke und sonstige Dekogegenstände von IKEA unter freiem Himmel. Leider ist kein Bett mehr frei – spontan ein kleines Nickerchen wäre super – aber die Idee und Umsetzung ist super.
Wir düsen mit der Tram bis zur gegenüberliegenden Endstation und suchen uns dort zunächst einen Supermarkt. Nahe dem Supermarkt sind auf einem parkähnlichen Platz, allerdings nur Beton, kein Rasen, einige Stände aufgebaut. Dazu gibt es Musik vom DJ und jede Menge Wasserspiele und Brunnen. Zur aktuellen Dance-Musik tanzt ein braungebrannter alter Herr mit modernen Tanzschritten. Ein sehr ungewöhnliches Bild, aber umso sehenswerter.
Wir fahren mit der Metro zurück zum Hostel und finden diesmal auch den direkten Weg. Unterwegs stellen wir (also vor allem ich) noch erfreut fest, dass heute Abend im Hard Rock Cafe eine U2 Coverband spielt.
Übrigens wurden wir auf unserer Stadterkundungstour von etwa 6-8 Dealern angesprochen– am helllichten Tag und mitten in der Stadt.
Im Hostel suchen wir noch Züge für die Weiterfahrt nach Porto heraus.
Am Abend schauen wir uns im Hard Rock Cafe dann noch das U2 Coverband Konzert an. Kein Eintritt und die Jungs liefern eine tolle Show. Danach fallen wir nur noch kaputt ins Bett.
Tag 14, 20.8 Montag – Lissabon
Zack, boom und ein Drittel der Tour ist rum. Um 9:30 quälen wir uns aus den Betten und machen uns auf den Weg zum Frühstück. Es gibt Toastbrot, Marmelade und Saft bzw. Nektar. Schmeckt ganz gut.
Danach eilen wir zur Free Tour. Unser Guide heißt Speedy Gonzales (und wird übrigens bald Vater). Er führt uns gute 2,5h durch Lissabon und erzählt lustige Geschichten und Anekdoten über die Stadt. Direkt am Anfang gibt es trotz der frühen Stunde einen Schnapps: Ginjinha (Kirschlikör). Der soll uns die Scheu voreinander nehmen meint Speedy. Diesen Trick hat er von seinem ehemaligen Touristikprofessor und ganz unrecht haben die beiden mit ihrem Trick nicht.
Nach der Tour lassen wir uns von Speedy ein Restaurant empfehlen. Wir bekommen keinen genauen Tipp, sondern den Ratschlag, nach den alten, etwas heruntergekommenen Restaurants zu suchen. Dort würde die Oma meistens noch selber in der Küche stehen und jeder weiß, dass Oma’s die besten Köche sind. So landen wir in einem kleinen, dunklen Lokal und lassen uns den Bacalhau schmecken. Zum Nachtisch wird uns Melone, sowie Melone in Portwein empfohlen. Sehr lecker – unbedingt probieren! Es war übrigens eine weiße Melone, die ich aus Deutschland nicht kenne.
Auf dem Rückweg zum Hostel gehen wir noch Einkaufen. Im Hostel holen wir nur schnell unsere Wäsche und liefern sie im Waschsalon ab (das Hostel selbst hat leider keine eigene Waschmaschine). Danach geht’s weiter zum Bahnhof, um den Zug nach Porto, sowie einen Nachtzug von Porto nach Lissabon zu reservieren (super Preis nur 13€ für den Nachtzug). Eigentlich wollten wir direkt für die Strecke von Madrid nach Paris noch den Nachtzug buchen, allerdings kostet die Reservierung pro Person 70€. Wir beschließen daher erst mal selbst nach Alternativen zu suchen.
Zurück im Hostel suchen wir nun einen günstigen Weg von Madrid nach Paris. Doch wir werden enttäuscht: es gibt kaum was Günstigeres und wenn wir am Tag fahren sind wir deutlich länger unterwegs (Fliegen ist noch deutlich teurer; und der Bus braucht noch länger bzw. kostet auch noch mehr).
Beim Wäsche abholen erleben wir eine angenehme Überraschung: Für 9,95€ ist unsere ganze Wäsche gewaschen, getrocknet, gebügelt und gelegt worden. Gelegt! Purer Luxus!
Im Hostel ruhen wir uns aus und brechen gegen Abend wieder auf (ich musste ganz schön Überzeugungsarbeit leisten, damit Fabi mitkommt). Zuerst geht’s einkaufen, wobei aus dem Wein mangels vergessenem Korkenzieher nichts wird (an dieser Stelle ein Hoch auf die Drehverschlüsse). Aber wir sind ja in Portugal und so wird aus Wein eine Flasche Portwein. Dazu Brötchen, Frischkäse, zwei Miniflaschen Wein mit Drehverschluss, sowie Käse und Wurst. Wir laufen weiter zum Bahnhof im Norden von Lissabon. Unser Ziel ist der Strand von Estoril; den hat uns Speedy von der FreeTour empfohlen. Die eigentliche Idee war den Sonnenuntergang am Meer zu sehen, doch die Sonne geht bereits während der Zugfahrt nach Estoril unter (gute 30min Fahrt; aber die Züge fahren glücklicherweise im 15min Takt; unser Interrail-Ticket ist erfreulicherweise gültig).Wir sind richtig stolz auch wirklich in Estoril ausgestiegen zu sein (ziemlich dunkel mittlerweile und nur schlecht zu verstehende Durchsagen).
Der Tipp von Speedy war super: Der Bahnhof liegt direkt am Strand und ist eigentlich ganz nett, doch so wirklich viel sehen wir in der schwarzen Nacht nicht. In der Nähe der Uferpromenade im Schein einer Laterne schlagen wir auf großen, flachen Felsen unser Lager auf. Es wird königlich gespeist, wobei Käse und Wurst überhaupt nicht unseren Anforderungen entsprechen. Nachdem die Portweinflasche geleert ist, was zu zweit sehr gut geht, versuchen wir lange „Interrail2012“ in den Strand zu schreiben. Das Problem beim Schreiben in den Sand ist übrigens fehlendes Licht, unerwartet kommende Wellen, sowie den Anspruch ein gutes Foto mit Strand und Text zu erzielen.
Gegen kurz vor zwölf Uhr in der Nacht sind wir zurück im Hostel und fallen mal wieder geschafft, aber portwein-selig ins Bett und schlummern ins Land der Träume.
Tag 15, 21.8. Dienstag – Lissabon -> Porto
Unterkunft: Rivoli Cinema Hostel http://de.hostelbookers.com/property/prp/38614
Gähn, ich habe schlecht geschlafen, trotz gemütlichen Betts. Es war einfach zu warm und unruhig im Zimmer. Um 9Uhr stehe ich auf und gehe mich in einer riesigen Dusche erfrischen. Danach frühstücken und mit der Metro zum Bahnhof. Wir haben noch fast eine Stunde bis unser Zug fährt und so lassen wir uns in der Wartehalle auf einer Bank nieder. Ich gehe Postkarten einwerfen und was zu trinken kaufen, während Fabi bei den Rucksäcken bleibt.
Als ich wiederkomme durchwühlt Fabi verzweifelt seinen Rucksack auf der Suche nach seiner Kamera. Nach dem dritten Mal durchwühlen, inkl. meiner Sachen steht leider fest – die Kamera ist geklaut worden, denn er hat sie definitiv noch mit an den Bahnhof genommen. Die Bahnhofspolizei ist auch keine Hilfe und rät uns den geplanten Zug zu nehmen. Die Polizei in Porto hätte Zugriff auf die Überwachungskamera. Klingt irgendwie komisch, aber wir nehmen den Zug nach Porto. Die Fahrt in den Norden Portugals dauert 3,5h. Fabi ist verständlicherweise total traurig. Es sind auch einige Bilder weg, von Situationen in denen ich meine Kamera nicht dabei hatte. Sau blöd!
In Porto fragen wir uns am Bahnhof durch und fahren mit der Metro zur Polizei. In der Polizeistation trägt Fabi sein Anliegen vor. Daraufhin werden wir in den Hinterhof geleitet und sollen uns in ein Auto setzen. Wir sitzen mit drei weiteren Polizisten, alle nicht angeschnallt im Auto und brausen durch die Stadt. Wohin es geht hat man uns nicht gesagt. Nach 10min sind wir wohl am Ziel und sollen aussteigen. Wir betreten eine weitere Dienststelle der Polizei. Jetzt erklärt sich auch die Autofahrt: Wir sind in der Innenstadt bei einer Station die auf Diebstähle bei Touristen spezialisiert ist. Beide Beamten sprechen sogar fließend deutsch. Man bespricht mit uns kurz die Situation und stellt Fabi klar, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass er seine Kamera wieder erhält. Er entschließt sich für die Anzeige. Wir sollen in 30min wieder kommen.
Wir nutzen die Zeit und gehen erst mal was Essen. Wir landen bei Subway und machen 30min Pause bevor wir zur Polizei zurückkehren. Dort dauert die Aufnahme noch weitere 20min. Insgesamt waren wir durch diesen bescheuerten Diebstahl mehr als 4h beschäftigt.
Unser Hostel liegt immerhin nur wenige Minuten von der Polizeistation entfernt und ist richtig klasse. Das Cinema Hostel ist modern eingerichtet, voll und ganz auf das Thema Cinema abgestimmt: mit Plakaten, einem riesigen Fernseher mit vielen DVDS, außerdem gibt es eine große Küche und eine Dachterrasse mit Pool und tollem Ausblick. Fabi ist kaputt und legt sich direkt aufs Bett und schläft.
Ich mache mich auf dem Weg zum nahegelegenen Bahnhof, um den Zug von Madrid nach Paris zu reservieren. Vielleicht ist das hier ja günstiger. Der Bahnhof ist wunderschön, mit einer wandgefließten Vorhalle. Doch der Schalter hat leider nur bis 16.30h offen. Daher gehe ich noch etwas durch die Stadt, kaufe Getränke und andere Kleinigkeiten. Zurück im Hostel gehe ich duschen und mal wieder Rasieren (das gibt immer schöne Vorher-Nachher-Bilder).
Am Abend gibt’s im Hostel Pizza und Wein für 5€. Super Angebot, da machen wir mit. Eigentlich dachten wir, dass wir selbst die Pizza machen, aber es gibt „nur“ Tiefkühlpizza. Auch der Wein ist nichtgerade überragend, aber es ist eine sehr lustige Runde. Wir sind etwa 10 Leute; aus Frankreich, England, Kanada, sowie ein paar Portugiesen vom Hostel und wir aus Deutschland. Nach Pizza und Wein ziehen wir auf die Dachterrasse um (es ist immer noch angenehm warm) und von dort geht es weiter zum Pubcrawl (allerdings kommen dazu schon einige nicht mehr mit, u.a. Fabi).
Der Pubcrawl beginnt in einer kleinen, edlen Bar mit einer Portwein-Probe (die Bar hat nur noch für uns offen und ist nur durch ein bereits geschlossenes Geschäft erreichbar). Wir probieren weißen, und zwei rote Portweine und lernen etwas über die Herstellung und den Geschmack. Zum Abschluss gibt’s noch einen Black Vodka – Vodka mit Beerengeschmack. Wir sind ja schließlich auf einem Pubcrawl. In einer schäbigen Kneipe geht es mit Bier weiter. Zum Abschluss geht es in einen Club. Von außen sieht man dem Club seine Größe, immerhin drei Floors, nicht an. Auch drinnen brauche ich ziemlich lange, bis ich mich in dem verwinkelten Laden zurechtfinde. Und es ist nix los: Um halb drei gähnende Leere. Aber keine 30min später ist es brechend voll. Auch hier gibt es noch einen Freidrink. Um kurz nach vier habe ich definitiv genug, wir haben ja auch morgen einen anstrengenden Tag vor uns.
Ich bereue jetzt schon, dass wir morgen wieder abreisen müssen. Die Stadt ist toll und die Gruppe im Hostel war super.
Tag 16, 22.8. Mittwoch Porto und Coimbra
Ich schlafe bis kurz vor 11 und trotzdem war es eine sehr kurze Nacht. Fit bin ich nicht. Fabi war schon frühstücken. Dafür gibt es eine kleine Überraschung, denn im Zimmer sind Pia und Tim aus Hamburg, die wir bereits in Lissabon im Hostel getroffen haben. Ich gehe duschen, wir packen unsere Sachen und checken aus. Das Highlight des Tages: Ich bekomme um kurz vor 12Uhr noch Frühstück: Toast, Marmelade, Nutella, Tee, Kakao und Saft – lecker, lecker.
Danach gehen wir zum Bahnhof und holen uns eine teure Reservierung für den Nachtzug von Barcelona nach Paris. Somit fahren wir von Madrid via Barcelona nach Paris. Ein teurer Spaß mit 77€ Reservierungsgebühren allein für den Nachtzug. Aber wir haben keine Wahl, es gibt keine günstigeren Nachtzüge, auch in den folgenden Tagen nicht und am Tag fahren dauert zu lange. Bus und Flugzeug sind noch deutlich teurer als 77€. Immerhin ist die Schalterbeamtin super hilfsbereit, wenn auch etwas schwer von Begriff. Erst als wir ihr unsere Reservierung bis nach Madrid vorlegen versteht sie, dass wir ab Madrid eine Verbindung nach Paris möchten und nicht bereits ab Porto. Sie nimmt sich fast eine Stunde Zeit für unser Anliegen. Dabei sucht sie mittels bahn.de die möglichen Verbindungen, notiert sich die Zugnummern und sucht anhand der notierten Zugnummern in ihrem System die Preise heraus.
Wir liefern die Reservierungen bei unseren Rucksäcken im Hostel ab, buchen noch schnell das Hostel in Madrid (das gleiche wie bei unserem ersten Aufenthalt in Madrid) und machen uns auf in die Stadt.
Wir besichtigen die Bibliothek, die auch in den Harry Potter Filmen vorkommt, einen Buchladen mit verschlungenen Treppen und jeder Menge „Nicht fotografieren“ Schildern, laufen an vielen tollen Kirchen vorbei, sehen die neue Mercedes A-Klasse, die von einem Helikopter aus gefilmt wird (noch ist dieses Modell nicht auf dem Markt). Weiter geht’s über eine riesige Stahlbrücke auf die andere Flussseite. Die Brücke besteht aus zwei Ebenen: unten queren Autos den Fluss, oben die Straßenbahn und Fußgänger können oben wie unten laufen. Auf der anderen Seite laufen wir auf den Berg hinauf (super anstrengend nach dieser kurzen Nacht und bei dem herrschenden Sonnenschein) und dann über die obere Brücke wieder zurück.
Es ist Essenszeit und wir probieren ein Franceshina: Zwei Scheiben Toast, umhüllt von Käse und gefüllt mit Schinken, Schnitzel, Wurst und einer interessanten Soße. Sehr deftig und angeblich ideal, wenn man morgens nach der Party noch Hunger hat. Zurück im Hostel chillen wir noch etwas bevor wir mit dem Zug Richtung Madrid aufbrechen.
Am Abend fahren wir los. Unser Zwischenhalt mit einigen Stunden Aufenthalt ist in Coimbra, etwa 60Zugminuten von Porto entfernt. Die Stadt wurde uns bereits in der Jugendherberge in Barcelona empfohlen. Wir sollen uns die Uni und den Fluss anschauen.
Was wir über Coimbra nicht wussten war die Lage des Bahnhofs. Dieser ist der Stadt vorgelagert und so laufen wir mit Rucksäcken etwa 30min in die Stadt hinein (es gab keine Schließfächer am Bahnhof). Wir suchen die Uni und navigieren mangels Karte mit Verkehrsschildern. Dabei stoßen wir immerhin auf den Fluss. Joa, ganz nett, allerdings ist es mittlerweile stockfinster. Der Uni näheren wir uns kreisförmig, inklusive einer Extrarunde. Natürlich liegt die Uni auf einem Berg und so schleppen wir uns viele Treppenstufen hinauf. Auf dem Hügel angekommen werden wir von einer laut miauenden Katze begleitet. Die Uni selbst ist riesig und besteht aus massiven, bunkerartigen Gebäuden. Wir machen uns auf den Rückweg und kehren unterwegs noch kurz bei Mc Donalds ein. Was anderes hat leider nicht mehr offen.
Tag 17, 23.8. Donnerstag – Madrid
Unterkunft: Hostel Era http://de.hostelbookers.com/property/prp/80339/arr/2013-06-26/ngt/2/ppl/1/
Um Mitternacht erreichen wir den Bahnhof und lassen uns auf einer Bank nieder. Kurze Zeit später geht vollständig das Licht am Bahnhof aus. Wir sitzen eine Minute in absoluter Dunkelheit und fragen uns, was wohl passiert ist. Während wir so überlegen und uns fragen, ob wohl noch der Zug kommt, wenn das Licht bzw. der Strom fehlt, geht das Licht, Schaltkreis für Schaltkreis wieder an.
Der Nachtzug kommt pünktlich. Allerdings gibt es keine Liegesessel, wie eigentlich bei der Reservierung verkündet, sondern nur normale Sitze. Immerhin machen sie kurz nach Abfahrt das Licht aus, so fällt das Schlafen leichter.
Ich schlafe zwar schnell ein, allerdings ist der Sessel unbequem und das ganze Großraumabteil ziemlich unruhig. Als wir auf einmal in Madrid sind, sind wir noch schlaftrunken und verwirrt. Wir brauchen etwas bis wir feststellen, dass wir an einem anderen Bahnhof angekommen sind, als bei unserem letzten Besuch dieser Stadt. So nehmen wir zuerst einen Regionalzug zum Bahnhof Atocha und fahren von dort den bekannten Weg mit der Metro zum Hostel.
Leider können wir im Hostel noch nicht einchecken und müssen noch etwa 90min warten. Die Rucksäcke lassen wir allerdings dort und gehen frühstücken und danach noch einkaufen. Zurück im Hostel checken wir ein und legen uns schlafen. Am frühen Nachmittag brechen wir zu unserer Stadterkundung auf und orientieren uns an der handbeschriebenen Karte des Hostels. Wir laufen gute 4-5h durch die Stadt; leider hat das empfohlene Restaurant geschlossen. Daher geht’s in den Supermarkt und wir holen Baguette, Frischkäse, sowie Käse und Wurst.
Wir essen im Hostel und legen uns danach nochmal eine Runde schlafen. Die Füße schmerzen doch schon ganz schön. Wirklich lange schlafe ich nicht, genieße dafür die Ruhe im Zimmer, lese und höre etwas Musik.
Um 21:30 stehe ich auf und gehe in den Gemeinschaftsraum. Dort treffe ich auf Ricardo aus Brasilien, der in München lebt und Deutsch spricht, sowie auf Ben und Kerri, beide aus New York. Wir unterhalten uns nett und beschließen später noch zusammen das Fußballspiel Barcelona gegen Real Madrid anzuschauen (der brasilianische Münchner Ricardo kommt dazu nicht mehr mit).
So ziehen wir zu viert los in Richtung Sports Bar. Die kostet heute Abend allerdings Eintritt, so dass wir weitersuchen und in einem Restaurant fündig werden. Zur Halbzeit wechseln wir die Location und finden jetzt auch endlich eine Bar. Es gibt Weizen, das kennen unsere beiden Amerikaner nicht. Daher gibt’s ein teures Weizen und noch Geschichten über das Oktoberfest (auf dem allerdings weder Fabi noch ich waren).
Nach dem Ende des Spiels kehren wir zurück zum Hostel: Kerri und Ben holen Geld und Fabi hat keine Lust, noch um die Häuser zu ziehen. Zu dritt geht’s weiter und es wird ein lustiger Abend. Wir nutzen alle Lockangebote und wechseln kurz danach wieder den Club bzw. die Bar. So gibt’s viele Shots und Drinks umsonst oder sehr günstig. Irgendwann klappt es dann nicht mehr, da wir wohl zu betrunken wirken. Das macht aber auch nix, schließlich wimmelt die Straße voller fliegender Bierhändler. Die sind leider sehr unflexibel, was unser 3 Bier-für-1€-Angebot angeht. Nur einen Hut haben wir plötzlich alle gekauft. Mit Hut geht’s nun zurück ins Hostel. Ich bin total kaputt.
Tag 18, 24.8. Freitag – Madrid (-> Barcelona) -> Paris
Es wäre mal wieder ein gemütlicher Tag zum Ausruhen und vor allem Ausschlafen angesagt, doch den gibt es leider nicht. Um kurz nach 10Uhr stehe ich auf, dusche und wir checken aus.
Unser erstes Ziel heißt: Frühstück. Danach weiter zu McDonalds, aber nur wegen dem kostenlosen Wlan (das im Hostel funktioniert nicht wirklich). Wir buchen die Jugendherberge in Paris. Ich war dort schon einmal: Wirklich begeistert war ich nicht, aber bei den Pariser Preisen, scheint es immer noch die beste Wahl zu sein (30€ für ein 8Bett Zimmer sind Minimum).
Es beginnt unsere Stadterkundung durch Madrid: wir besichtigen, natürlich zu Fuß, riesige Gärten und Parks, Häuserzeilen, bei denen man eher an Manhattan denkt, große Denkmäler und viele historische Gebäude.
Von Kerri und Ben haben wir den Tipp bekommen uns die blaue Mona Lisa anzuschauen, die seit kurzer Zeit ausgestellt wird. Es handelt sich dabei um eine in Blautönen gemalte Mona Lisa, die vermutlich von einem Schüler Picassos gemalt wurde. Erfreulicherweise ist der Eintritt im Museum Prado für Studenten frei. Da wir keinen Eintritt bezahlten, müssen wir uns auch nicht ärgern, dass wir nur so durch die Ausstellungsräume hetzen. Das Prado ist riesig, aber wir haben nicht viel Zeit und verweilen nur etwas länger bei der blauen Mona Lisa.
Danach holen wir unsere Rucksäcke im Hostel ab und machen uns zum Bahnhof. Bei der gängigen Sicherheitskontrolle, mit Gepäckdurchleuchtung wie am Flughafen, wird zum ersten Mal das Taschenmesser von Fabian beanstandet. Die Klinge wäre zu lang. Fabi gibt seinen Namen und seine Anschrift an und nur unter Murren lässt die Sicherheitsbeamtin ihn passieren.
Die Fahrt nach Barcelona verläuft durch dünn besiedelte Gebiete Spaniens, so dass wir einen tollen Blick auf die weitläufige Landschaft genießen können.
Barcelona erreichen wir am Bahnhof Sants und fahren von dort mit der Ubahn zur Estacion Franca. Dort kaufen wir noch schnell ein paar Kleinigkeiten zum Essen und besteigen dann unseren Nachtzug nach Paris. Der Zug ist ein Kollos; der längste Personenzug den ich bisher erlebt habe. Und alt ist er. Laut dem Schaffner, das älteste noch eingesetzte Modell. Zum Glück hat Bequemlichkeit nichts mit modernen Zügen zu tun. Unserer 4er Abteil ist voll besetzt und sehr kompakt. Mit uns fahren ein Engländer und ein Australier nach Paris. Gegen 22Uhr kommt der Schaffner und baut die Betten auf und nimmt unsere Pässe mit für eine mögliche Zollkontrolle.
So lässt es sich Reisen – super bequem, sogar für mich 1,90m-Menschen. Aber auch blinde Passagiere sind an Bord: Ein Mann fragt, ob er unter einem der unteren Betten schlafen kann – Nein, kann er nicht. Vor dem Schlafen, gibt’s noch ein Schlummerbier und ein Sandwich im Bistro.
Tag 19, 25.8. Samstag – Paris
Unterkunft: JH Cité des Sciences Hostel Paris http://www.hihostels.com/dba/hostels-Jugendherbergen-Paris—Cit%C3%A9-des-Sciences-020017.de.htm
Gegen 9Uhr werden wir freundlich geweckt, erhalten unsere Pässe zurück und erreichen pünktlich um 10Uhr Paris Austerlitz.
Unser erstes Ziel führt uns zu den Bahnschaltern, um die weiteren Reservierungen vorzunehmen. Diesmal mit getrennten Zielen, für mich geht es von Paris zurück nach Deutschland. Meinen Plan von Paris aus noch einen Abstecher nach Zürich zu machen verwerfe ich allerdings bei einem Reservierung bzw. Ticketpreis von knapp 95€. Stattdessen fahre ich nach Brüssel. Auch wenn ich den Preis von 30€ für die Reservierung überzogen finde. Fabi ist von den Reservierungspreisen nach Italien geschockt und beschließt erst einmal nicht zu kaufen.
Von Bahnhof geht’s mit der Metro weiter zu unserer Jugendherberge (Metrotagesticket kostet weniger als 4€ für Studenten! So günstig hätte ich das in Paris nicht eingeschätzt). Ich war zwar vor fünf Jahren schon einmal in derselben Jugendherberge allerdings kenne ich leider den Weg nicht mehr. Leider kennt auch das Navi nicht den Weg, da die Karten veraltet sind bzw. neue Straßennamen vergeben wurden. So fragen wir uns zur Jugendherberge durch. Wir checken ein, 6er Zimmer, das wir mit einem Engländer und noch einem weiteren Mann teilen.
Fabi hat sich nun entschieden und wir holen am nächsten Bahnhof, zum Glück gibt’s ja einige in Paris, die Reservierung. Danach beginnen wir die Stadterkundung, wobei ich etwas die Führung übernehme (es ist für mich der vierte Aufenthalt in Paris). Wir fahren nach Notre Dame und laufen von dort zum Louvre, weiter zum Place de la Concorde, die Chance Elysee entlang zum Triumphbogen und weiter zum Eiffel Turm. Die Füße schmerzen so langsam. Mit der Metro fahren wir Richtung Montmatre und laufen viele Treppenstufen zur Kirche Sacre Coeur. Dort genießen wir einen phantastischen Ausblick auf diese riesige Metropole.
Wir fahren mit der Metro zurück zur Jugendherberge und genehmigen uns vorher noch eine Pizza. In der Jugendherberge ruhen wir uns aus. Größtes Manko an unserem Zimmer: nur eine Steckdose, die ist im Bad und geht nur, wenn man im Bad das Licht brennen lässt.
Um 22Uhr brechen wir auf – den Eiffel Turm muss man einfach bei Nacht gesehen haben. Ausgerüstet mit Baguette, Käse und Wein machen wir uns auf den Weg durch die Nacht. Die Fahrt mit der Metro führt uns fast einmal quer durch Paris; wir sind eine gute Stunde unterwegs. Aber es lohnt sich: Wie alle anderen, ignorieren wir die „Rasen nicht betreten Schilder“ und machen ein französisches Picknick zu Füßen des Eiffel Turms. Alle halbe Stunde gibt es ein großes „ah“ und „oh“, wenn der Eiffel Turm anfängt zu funkeln.
Als sich ein Trupp Polizisten aufmacht die Wiese zu räumen, verlassen wir diese vorzeitig und begeben uns auf den Rückweg. Leider haben wir zum ersten Mal einen Schnarcher bei uns im Zimmer – und das bei meiner letzten Nacht unterwegs.
Tag 20, 26.8. Sonntag – Paris -> Brüssel -> Frankfurt
Um kurz nach 9Uhr wache ich auf. Der letzte Tag auf meiner Interrail Tour beginnt im üblichen Trott: Aufstehen, frühstücken, duschen, packen und auschecken. Vom Frühstück bin ich aber enttäuscht: es gibt kein Baguette – nur Cornflakes. Immerhin schmeckt der Kakao. Fabian bleibt noch eine weitere Nacht in Paris, bevor er sich auf den Weg nach Italien macht.
Kurz nach 11Uhr machen wir uns auf den Weg zum Gare du Nord. Wir verabschieden uns und sind beide wehmütig, dass die gemeinsame Reise so schnell vorüber ging. Fabi beschäftigt sich schon seit 1-2 Tagen gedanklich mit dem alleine Reisen.
Für mich geht’s nun in einer 2h Fahrt mit dem Thalys nach Brüssel. Im Zug sind sehr viele Deutsche, man merkt, dass es nicht mehr weit bis zur deutschen Grenze ist. Auch dieser Zug hat eine sehr hohe Auslastung, was generell auf dieser Reise auffällig war. In Deutschland kommt mir die ICE Auslastung nicht so hoch vor. Die Zeit verbringe ich mit dem Lesen von Lonely Planet, so dass ich nicht planlos durch Brüssel laufen muss.
Wir erreichen pünktlich Brüssel Midi. Zuerst suche ich die Gepäckfächer und schließe meinen Rucksack ein. Danach irre ich etwas durch den Bahnhof, bis ich die Züge nach Brüssel Centraal entdecke.
Es scheint so als will mir das Wetter an diesem Tag zum Abschluss noch einmal demonstrieren, was alles so möglich ist: leichter Regen, starker Regen, wenig Sonne mit Wolken, viel Sonne – alles ist enthalten.
Ich erkunde die Stadt zu Fuß, nach den Zielen aus dem Lonely Planet: Mannequin Pis – voller Touristen, seine weibliche Kollegin Janneken Piss – kaum Touristen, die alte Börse, die erste Einkaufspassage in Europa (Galeries Royales Saint-Hubert), diverse Museen (von außen), Kirchen und noch jede Menge Stadt. Zum Mittagessen muss es natürlich Pommes geben.
Fritland wird von Lonely Planet empfohlen (Rue Henri Maus 49). Dort angekommen überzeugt mich auch die Fülle im Restaurant. Jung und Alt ist im Innenraum vertreten. Vor mir bestellen drei Jungs jeweils ein halbes Baguette, mit einem Hamburger-Patty, jeder Menge Röstzwiebeln, etwas Salat, vielen Pommes und pikanter Soße. Deal – das will ich auch! Dazu gibt’s Bier, denn auch dafür sind die Belgier ja bekannt. Ein super leckeres Mittagessen! Da läuft mir heute noch das Wasser im Mund zusammen.
Ebenfalls nicht fehlen dürfen Waffeln und so geht’s am Nachmittag in derGaleries Royales Saint-Hubert in einem alten Cafe eine leckere Waffel. Die Belgier wissen was gut schmeckt!
Vom Bahnhof Midi geht’s zurück zum Centraal Bahnhof, dort den Rucksack holen, noch etwas auf den ICE warten und dann ab Richtung Frankfurt. Pünktlich um 18:25 beginnt der Zug seine Fahrt. Das Ticket hole ich im Zug (kostet übrigens 5€ Aufpreis – wieder was gelernt).
Ich bin melancholisch: fast drei Wochen Interrail neigen sich mit 250km/h dem Ende entgegen. Die Tour hat mich durch weite Teile Europas geführt, viel Neues sehen, entdecken und schmecken lassen, viele Menschen haben wir getroffen. Ach wie wahr ist doch “It’s a wonderfull; Hobbes, let’s go exploring” (Bill Watterson).
Es waren tolle drei Wochen unterwegs. Mit so vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen kommt man zurück, fast zu viel und zu schnell sind wir verreist, doch ich möchte auch nichts missen. Lieber irgendwann einmal wieder kommen und viel, viel mehr Zeit haben. Wie viel Glück wir beiden hatten, dass wir uns so gut verstanden haben. Nun gilt es von dieser Freude und Erholung möglichst lange zu zehren und die gewonnen Kontakte zu pflegen.
Und so lässt sich zum Schluss nur die Weisheit von Hobbes ergänzen: „Don’t wait – just go!“